Dummy-Arbeit – was ist das eigentlich?

Zeichnung: Claudia Borchert

Ursprünglich stammt das Arbeiten mit Dummies aus England (Dummy = Attrappe). Dummies werden anstelle von Wild zum Apportieren verwendet. Es sind mit Kunststoffgranulat oder Sägemehl gefüllte Segeltuch- bzw. Canvasstoff-Säckchen. Diese gibt es in verschiedenen Gewichtsklassen – vom Welpen- über das Juniordummy (200-400g) bis hin zum 5 kg schweren Dummy für die Einarbeitung auf schweres Wild. Auch gibt es spezielle Wasserdummies aus Kunststoff sowie Dummies mit Kanin- oder Fuchsfell überzogen. Auf Workingtests (Wettbewerb mit Dummies, unterteilt in Anfänger-, Fortgeschrittenen- u. Offene Klasse (früher „Siegerklasse“)) und Prüfungen werden die schwimmfähigen, grünen 500 g „Standard-Dummies“ verwendet.

In der Arbeit mit Dummies sollen jagdnahe Situationen nachempfunden werden, ohne mit Wild arbeiten zu müssen. Dies hat vor allem auch jagdethische Gründe, da waidgerechtes Arbeiten ja nun mal nur mit einem fertig ausgebildeten Hund möglich ist. Mit der Dummyarbeit wird der Hund auf die verschiedensten Situationen, die auf einer Niederwildjagd vorkommen können, vorbereitet, ohne mit echtem Wild arbeiten zu müssen. Die Dummyarbeit ist in jedem Fall ein wichtiger Beitrag zum Erhalt typischer Arbeitseigenschaften der Retriever und eine sinnvolle, den Anlagen eines Retrievers entsprechende Beschäftigung – ob als Aufrechterhaltung des Ausbildungsstandes außerhalb der Jagdsaison oder als sinnvolle Beschäftigung des nicht jagdlich geführten Retrievers – und das sind wohl die meisten!

Mit Dummies werden jagdnahe Situationen simuliert, der Retriever außerhalb der Jagdsaison „fit“ gehalten und nicht jagdlich geführte Retriever sinnvoll und rassegerecht beschäftigt. Dennoch bleibt es natürlich nicht aus, den Hund mit echtem Wild vertraut zu machen, soll er später auch jagdlich eingesetzt werden!
Im DRC wird die Dummyarbeit als eigenständige Sparte der Hundearbeit mit Prüfungen verschiedenster Schwierigkeitsgrade (Anfänger, Fortgeschrittene, Sieger) betrieben. Die Spannweite reicht von derDummyprüfung für Anfänger über Workingtests der drei unterschiedlichen Niveaus (A, F, S) bis hin zur deutschen Meisterschaft (German Cup) und deutschen Junghunde Meisterschaft (New Comer Trophy). Darüber hinaus wird auch alljährlich eine Europameisterschaft (International Working Test) ausgetragen. Die Aufgabenstellungen beinhalten die klassischen Retriever-Arbeitsweisen, den Einzelnen Klassen entsprechend weniger oder mehr schwierig (Arbeitsdistanzen, Geländewechsel, Aufgabenstellungen). man geht dabei von Szenarien aus, wie sie auf englischen Gutsjagden (Niederwildjagden) vorkommen können. Im Einzelnen sind dies:

Markierung (Marking)

Bei der Markierung sieht der Hund nach Schuss ein oder mehrere Stücke (Mehrfach-Markierung) fallen. Dabei sieht er entweder die ganze Flugbahn oder nur einen mehr oder weniger großen Teil von ihr. Der Hund soll sich nun die Fallstelle(n) – auch über einen längeren Zeitraum hinweg – merken, die Distanz(en) richtig einschätzen und „markieren“. Auf einmaligen Befehl soll er möglichst auf direktem Weg zur Fallstelle laufen, das Stück aufnehmen und auf kürzestem Weg zum Hundführer bringen. Ebenso gibt es natürlich Markierungen im Wasser, wobei sich der aus dem Wasser kommende Hund erst nach korrekter Abgabe des Dummies schütteln sollte.

Suche

Bei der Suche konnte der Hund den Fall des Stückes nicht beobachten und auch der Hundeführer weiß nicht genau, wo das/die Stück(e) gefallen sind. Er kennt nur den ungefähren Bereich. Der Hund soll nun ausdauernd, selbständig und systematisch das Gelände absuchen und dabei guten Nasengebrauch und Finderwillen zeigen. Hat der Hund ein Stück gefunden, soll er es sofort zu seinem Führer bringen. Der Hund sollte auch auf Befehl mehrfach das Gelände annehmen können, um nach weiteren Stücken zu suchen.

Einweisen

Die Königsdisziplin der Retriever. Beim Einweisen weiß der Hundeführer, wo ein oder mehrere Stücke liegen, der Hund hat jedoch den Fall nicht wahrgenommen. Der Führer dirigiert nun mittels sichtbarer (Handzeichen) und hörbarer (Pfeifsignale) Zeichen den Hund in dieses Gebiet. Dort beginnt der Hund nach Aufforderung (Suchen-Pfiff) mit einer selbständigen Suche. Der Hund sollte hierbei folgende Richtungsweisungen und Befehle kennen:

  • Voranschicken aus der Grundstellung heraus

voran3

Der Hund sitzt links in Grundstellung neben dem HF und soll dem ausgestreckten Arm nach in gerader Linie loslaufen, bis ein anderes Kommando (Stopp-Pfiff, Suchen-Pfiff) folgt.

  • Voranschicken „über Kopf“

back

Der Hund befindet sich in beliebiger Entfernung vor dem HF und soll weiter in dieser Linie voranlaufen.

  • Rechts schicken
  • Links schicken

rechts

Der Hund befindet sich in beliebiger Entfernung vor dem HF und soll nach rechts (bzw. links) parallel dem Arm in gerader Linie laufen.

Des Weiteren sind folgende Kommandos unabdingbar:

  • Zurückkommen (hier)
  • Sitz(Stopp)-Pfiff
  • Suchen-Pfiff

 

© Claudia Borchert